Anton Schlüter, Freising              Die Oldtimer-Seite
Reinhard Kögler  Fichtelgebirge   

Die Restaurierung

Eine jede Restaurierung beginnt mit der Demontage. Diese war bereits an Ort und Stelle notwendig geworden, da eine Tür mit ca. 80 cm lichter Weite als Hindernis zu überwinden war. Zusammen mit meinem Freund Klaus Köllner, einem Fachmann in Sachen Restaurierung, nahm ich im Frühjahr 2007 den Abbau der Maschine in Angriff. Schon zu Anfang der Zerlegung in handliche und transportierbare Teile war zu erkennen, dass die Einbaulage nahezu aller Teile vom Werk her mit Schlagzahlen gekennzeichnet worden waren, so dass ein falscher Zusammenbau hinterher so gut wie ausgeschlossen war.
Noch erfreulicher war, dass fast alle Teile vorhanden  und bis auf etwas Flugrost unversehrt waren. Die Maschine war ganz offensichtlich gut gepflegt worden; kein "Grobschmied" hatte im Lauf des letzten Jahrhunderts Schrauben und Muttern mit einer Rohrzange traktiert, so dass ich nur sehr wenige (natürlich zöllige) Muttern nachfertigen musste. Dass der Motor in der Vergangenheit mit Bedacht und Sorgfalt behandelt worden war, zeigte sich auch daran, dass an einem Brett an der Wand noch alle originalen Schraubenschlüssel und kleinere Ersatzteile vorhanden waren!
Überhaupt zeigte sich bei den meisten Teilen nahezu kein Verschleiß. Sowohl Kurbelwelle als auch deren Hauptlager sowie das Pleuellager wiesen nach genauer Vermessung keine Abnutzung auf, was natürlich auch auf die große Dimensionierung der Teile bei geringer Leistung (4 PS) zurückzuführen ist.
Die Lackierung und Linierung waren stellenweise zwar rissig, aber größtenteils noch erhalten, weshalb ich keinen Augenblick lang zögerte, die Optik, so wie sie war, zu erhalten. Allein der Dreck der vergangenen 100 Jahre wurde vorsichtig entfernt. Alle blanken Teile, die schon werksseitig geschliffen waren, wurden mit Schleif- und Polierleinen bearbeitet.

Nur wenige Teile mussten neu angefertigt werden:
  • Kolbenbolzenlager, der ebenfalls eingelaufene Kolbenbolzen wurde abgedreht und geschliffen
  • die Welle des Zündhebels wurde geschliffen und neu ausgebüchst
  • einige zöllige Muttern

Der Abbau des Motors ...                         

Abbau

Der Abbau des Motors ging dank der Unterstützung durch meinen Freund Klaus Köllner problemlos vonstatten. Lediglich das Austreiben der Keile, die das Schwungrad fixierten, machte uns zu schaffen. Doch dann fand sich unter  Gerümpel das Originalwerkzeug...

...und die Montage


Gestell
Das Gestell wartet auf den Rest der Teile

Hauptlager
Kein sichtbarer Verschleiß an den Ringschmierlagern


Auch die Kurbelwelle ist voll in Ordnung

Kurbelwelle
Beim Einbau im Jahre 1904 hat die Kurbelwelle sicherlich auch nicht anders ausgesehen...Gut erkennbar die beiden Ölstandsanzeiger


Hier ist die Schmierung des Pleuel-Lagers zu sehen. Das Öl gelangt von einem Tropföler in die Rinne aus Messing. Von dort wird das durch die Fliehkraft auf den inneren Umfang verteilte Öl durch die kurze Leitung in den Kurbelzapfen gedrückt.

Kolben
Der Kolben mit einem Durchmesser von 170 mm. Die Kolbenringe sind gut und dichten einwandfrei.

Das Nockenrad für die Steuerung des Kipphebels

Sowohl der Kolbenbolzen als auch die nachstellbare Büchse waren verschlissen und wurden nachgefertigt bzw. der Kolbenbolzen überarbeitet.


Die Restaurierung zwang eine Mäusefamilie zum Wohnungswechsel...


Der Zylinderkopf nach der Zwangsräumung

Der ohnehin schon große Brennraum im eigentlichen Zylinderkopf wird vergrößert durch ein Zwischenstück und dieses Gussteil, woran die Zündkontaktplatte und die Einlassventilführung angeflanscht wird. Entsprechend niedrig ist die Verdichtung.


Das Auslassventil vor der Überarbeitung

Hier das zwangsgesteuerte Einlassventil


Die erste Inbetriebnahme auf einem provisorischen Gestell

die ersten Zündungen
Die erste Zündung nach nur einer Umdrehung. Der ganze Aufbau wirkt noch etwas provisorisch. Die dämpfende Wirkung des gewaltigen Auspuffschlages durch das Kunststoffrohr war minimal.
Rechts Otto Schreyer, links ich.


Klaus Köllner an der "Motorbremse", rechts davon Jürgen Bayer, links Otto Schreyer.

Drei Oldtimer-Experten. Von rechts: Klaus Köllner, Karl Kolb und Otto Schreyer



Die erste Vorstellung am Rande des alljährlichen Traktortreffens in Höchstädt im Fichtelgebirge


Als Zugfahrzeug mein DS 25, der 47 Jahre nach dem Bau dieses Sationärmotors das SCHLÜTER-Werk in Freising verließ.

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